Nachhaltige Verpackung 2025: Was Ihr Unternehmen wissen muss
Eine halbe Million Tonnen CO2-Einsparungen jährlich – das ist das Potenzial nachhaltiger Verpackung allein im deutschen «To-Go»-Sektor. Tatsächlich zeigen Studien, dass 80% der Verbraucher bereit sind, mehr für nachhaltige Produkte zu zahlen.
Ab 2025 wird die neue europäische Verpackungsverordnung in Kraft treten und nachhaltige Verpackungsmaterialien zur Pflicht machen. Darüber hinaus müssen bis 2030 alle Verpackungen in der EU wiederverwendbar oder kosteneffizient recycelbar sein. Insbesondere für die Bereiche E-Commerce und Logistik bedeutet dies grundlegende Veränderungen.
In diesem Leitfaden erfahren Sie alles, was Ihr Unternehmen über die kommenden Anforderungen wissen muss, welche nachhaltigen Verpackungslösungen zur Verfügung stehen und wie Sie die Umstellung erfolgreich meistern können.
Die neue Verpackungsverordnung 2025: Was ändert sich für Unternehmen?
Die Europäische Union hat einen entscheidenden Schritt in Richtung Kreislaufwirtschaft gemacht: Mit der neuen EU-Verpackungsverordnung (Packaging and Packaging Waste Regulation, PPWR) werden alle Unternehmen, die Verpackungen produzieren, importieren oder nutzen, vor grundlegende Veränderungen gestellt. Diese Verordnung ersetzt die bisherige Richtlinie und schafft einen einheitlichen Rechtsrahmen in allen Mitgliedstaaten.
Kernpunkte der EU-Verpackungsverordnung
Die PPWR ist ein zentraler Bestandteil des European Green Deals und verfolgt mehrere ambitionierte Ziele. Im Mittelpunkt steht die Förderung einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft durch harmonisierte Anforderungen an nachhaltige Verpackungen. Die Verordnung zielt darauf ab:
- Die Umweltauswirkungen von Verpackungen zu minimieren
- Die Menge an Verpackungsabfällen deutlich zu reduzieren
- Die Wiederverwendung und das Recycling zu fördern
Für Unternehmen bedeutet dies konkrete neue Pflichten in folgenden Bereichen:
- Konformität und Design: Verpackungen müssen künftig so gestaltet sein, dass sie effizient recycelt werden können. Ab 2030 dürfen in der EU nur noch recyclingfähige Verpackungen in Verkehr gebracht werden.
- Stoffbeschränkungen: Die PPWR führt Beschränkungen für gefährliche Stoffe ein, insbesondere für Blei, Cadmium, Quecksilber und sechswertiges Chrom.
- Rezyklateinsatz: Für Kunststoffverpackungen werden verbindliche Mindestrezyklatanteile festgelegt.
- Verpackungsreduzierung: Gewicht und Volumen müssen ab 2030 auf das funktionell notwendige Minimum beschränkt werden.
- Wiederverwendungssysteme: Für wiederverwendbare Verpackungen müssen entsprechende Systeme und Anreize zur Rückgabe eingeführt werden.
- Einheitliche Kennzeichnung: Neue Kennzeichnungspflichten sollen Verbrauchern die korrekte Entsorgung erleichtern, etwa durch QR-Codes mit Informationen zur Materialzusammensetzung.
- Abfallreduktion: Die Verpackungsabfälle sollen bis 2030 um mindestens 5%, bis 2035 um 10% und bis 2040 um 15% reduziert werden.
- Recyclingziele: Ab 2026 müssen 65% aller Verpackungsabfälle und ab 2030 sogar 70% recycelt werden.
Besonders wichtig ist, dass die PPWR als Verordnung – im Gegensatz zur bisherigen Richtlinie – unmittelbar in allen EU-Ländern gilt und keine nationale Umsetzung mehr erfordert.
Zeitplan für die Umsetzung
Die Implementierung der PPWR folgt einem klar definierten Zeitplan mit gestaffelten Fristen:
- 16. Dezember 2024: Formelle Verabschiedung durch den Rat der Europäischen Union
- 22. Januar 2025: Veröffentlichung im Amtsblatt der EU
- 11. Februar 2025: Inkrafttreten der Verordnung
- 12. August 2026: Beginn der verbindlichen Geltung nach 18-monatiger Vorbereitungszeit
Für die weiteren Jahre sind folgende Meilensteine festgelegt:
- Ab 2027: Pflicht zur Bereitstellung von Hinweisen zur Nutzung mitgebrachter Behälter im Take-away-Bereich und erste Meldepflicht für Mengendaten
- Ab 2028: Informationspflicht gegenüber Endabnehmern über ordnungsgemässe Sammlung und Abfallvermeidung
- Ab 2030: Verbot bestimmter Verpackungsformate gemäss Anhang V der Verordnung
Während dieser Übergangsfristen gelten in Deutschland noch die Bestimmungen des Verpackungsgesetzes (VerpackG), bis sie vollständig durch die PPWR ersetzt werden.
Strafen bei Nichteinhaltung
Die Nichteinhaltung der neuen Vorgaben kann für Unternehmen erhebliche Konsequenzen haben:
- Bussgelder: Je nach Verstoss drohen Geldbussen von bis zu 200.000 Euro pro Einzelfall
- Gewinnabschöpfung: Behörden können zusätzlich zum Bussgeld den zu Unrecht erzielten Gewinn abschöpfen
- Vertriebsverbote: Nicht-konforme Produkte dürfen nicht mehr verkauft werden, was faktisch einem Vertriebsverbot gleichkommt
- Zivilrechtliche Folgen: Mitbewerber können wegen Verstössen gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb (UWG) abmahnen und Schadenersatz fordern
- Einziehung: Behörden können Gegenstände, auf die sich die Ordnungswidrigkeit bezieht, einziehen
Von besonderer Relevanz für Händler ist, dass sie keine unregistrierten systembeteiligten Verpackungen mehr anbieten dürfen. Bei Verstössen drohen neben zivilrechtlichen Massnahmen auch Bussgelder bis zu 100.000 Euro je Einzelfall.
Die Überwachung erfolgt durch die zuständigen Behörden der Bundesländer, während die Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister die Datenmeldungen überprüft.
Für Unternehmen ist es daher entscheidend, sich rechtzeitig mit den neuen Anforderungen vertraut zu machen und ihre Verpackungsstrategien entsprechend anzupassen – nicht nur, um Strafen zu vermeiden, sondern auch um Wettbewerbsvorteile durch frühzeitige Umstellung auf nachhaltige Verpackungsmaterialien zu sichern.
Nachhaltige Verpackungsmaterialien im Überblick
Die Wahl des richtigen Verpackungsmaterials ist entscheidend für eine umweltfreundliche Unternehmensstrategie. Beim Blick auf die Materialvielfalt wird schnell klar: Das eine ideale Material für alle Produkte existiert nicht. Vielmehr hängt die Umweltverträglichkeit von verschiedenen Faktoren ab – von der Rohstoffgewinnung über die Produktion bis zur Entsorgung.
Recycelbare Materialien und ihre Eigenschaften
Recycelbare Materialien bilden das Rückgrat nachhaltiger Verpackungskonzepte. Besonders hervorzuheben sind:
Papier und Karton: Diese Materialien stammen aus nachwachsenden Rohstoffen und weisen eine hohe Recyclingquote auf. Durchschnittlich bestehen Verpackungen aus diesem Material zu 68% aus Altpapier. Allerdings ist zu beachten: Braucht man eine Verpackung mit guter Wasserdampf- oder Sauerstoffbarriere, mit hoher Fett- oder Nassfestigkeit, eignet sich Papier weniger gut.
Kunststoffe (PET, PE, PP): Nicht alle Kunststoffe sind gleich zu bewerten. Besonders recyclingfähig sind Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP) – diese schneiden in Ökobilanzen besser ab als viele Alternativen. PET-Flaschen im Mehrwegsystem können bis zu 25-mal wiederverwendet werden, während Glas-Mehrwegflaschen sogar bis zu 50 Wiederbefüllungen ermöglichen.
Glas: Obwohl Glas beliebig oft eingeschmolzen werden kann, schneidet es aufgrund seines hohen Gewichts und des energieintensiven Herstellungsprozesses in Ökobilanzen oft schlecht ab. Einwegglas hat zu Unrecht ein grünes Image. Entscheidend ist daher: Mehrwegglas aus regionaler Produktion nutzen.
Metalle: Obwohl Aluminium sehr gut recycelbar ist (die Aufbereitung benötigt nur 5% der Energie zur Neuherstellung), schneiden Metallverpackungen aufgrund ihrer Herstellungsintensität in Ökobilanzen häufig am schlechtesten ab.
Biobasierte Alternativen
Der Trend zu einer nachhaltigeren Wirtschaft hat zahlreiche innovative Materialien hervorgebracht:
Biobasierte Kunststoffe: Diese werden ganz oder teilweise aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais, Zuckerrohr oder Zuckerrüben hergestellt. Physikalisch-chemische Eigenschaften machen sie besonders für Lebensmittelverpackungen geeignet. Aktuelle Studien zeigen: 86% der Verbraucher würden mehr für nachhaltige Verpackungen bezahlen.
Pflanzenstärke-Materialien: Aus Stärke gewonnene Kunststoffgranulate können wie herkömmlicher Kunststoff verarbeitet werden, sind jedoch unter bestimmten Bedingungen biologisch abbaubar. Dabei gilt: Für den Zersetzungsvorgang werden meist 65 bis 70 Grad benötigt – auf dem heimischen Kompost funktioniert dies daher nicht.
Zellglas/Cellulosehydrat: Dieser älteste «Biokunststoff» für Lebensmittelverpackungen zeichnet sich durch Transparenz, Atmungsaktivität und Reissfestigkeit aus.
Graspapier: Diese innovative Alternative zum herkömmlichen Papier benötigt weniger Ressourcen bei der Herstellung, und der Rohstoff wächst regional und schnell.
Vor- und Nachteile verschiedener Materialien
Bei der Bewertung von Verpackungsmaterialien müssen verschiedene Aspekte berücksichtigt werden:
Ökologische Bewertung:
- Papier und Karton: Positiv sind die nachwachsenden Rohstoffe und die gute Recyclingquote. Negativ fallen die hohen Schadstoffemissionen bei der Produktion ins Gewicht. Eine Papierverpackung kann aufgrund ihres höheren Gewichts ökologisch schlechter abschneiden als eine achtmal leichtere Kunststoffverpackung.
- Biobasierte Kunststoffe: Diese sparen zwar CO₂ und vermeiden Abfall, führen aber bei vermehrter Produktion potenziell zu Nutzungskonflikten um begrenzte Anbauflächen und könnten die Verfügbarkeit von Lebensmitteln beeinträchtigen.
- Mehrwegsysteme: Generell gilt: Mehrwegsysteme schneiden besser ab als Einwegverpackungen. Dennoch muss berücksichtigt werden, dass lange Transportwege die Ökobilanz negativ beeinflussen können.
Praktische Aspekte:
- Kunststoffe: Vorteilhaft sind ihr geringes Gewicht und die guten Barriereeigenschaften. Problematisch ist jedoch, dass verschiedene Kunststoffsorten im Recyclingprozess sortenrein getrennt werden müssen, was bei Materialmix-Verpackungen oft nicht möglich ist.
- Biobasierte Verpackungen: Diese weisen oft schlechtere technische Eigenschaften auf als konventionelle Kunststoffe – sie sind weniger hitzebeständig und für thermische Prozesse wie Pasteurisierung ungeeignet.
Grundsätzlich sollte immer geprüft werden, ob eine Verpackung überhaupt notwendig ist. Denn unabhängig vom Material gilt: Die beste Verpackung ist gar keine Verpackung. Falls unvermeidbar, sollte bei der Materialauswahl nach dem Prinzip «Verpackungen müssen von Beginn an auf eine hochwertige werkstoffliche Verwertung ausgelegt sein» vorgegangen werden.
Ein entscheidender Faktor ist zudem die praktische Recycelbarkeit – nicht nur die theoretische. In Deutschland werden beispielsweise viele bioabbaubare Kunststoffe nicht in den dafür geeigneten Kompostiersystemen entsorgt, wodurch ihr ökologischer Vorteil verloren geht.
Kosten-Nutzen-Analyse: Lohnt sich die Umstellung?
Die Frage nach der Wirtschaftlichkeit nachhaltiger Verpackungen beschäftigt viele Unternehmen. Während auf den ersten Blick oft höhere Kosten vermutet werden, zeigt ein genauerer Blick auf die Zahlen: Acht von zehn Unternehmen betrachten Nachhaltigkeit inzwischen als langfristige Investition und nicht mehr als reinen Kostenfaktor.
Initiale Investitionskosten
Der Umstieg auf nachhaltige Verpackungslösungen erfordert zunächst Investitionen, die über den Kosten herkömmlicher Materialien liegen können. Dies betrifft besonders:
- Anschaffung neuer Verpackungsmaterialien
- Anpassung von Produktionslinien
- Schulung von Mitarbeitern
- Entwicklung neuer Verpackungsdesigns
Allerdings zeigt die Praxis: Diese anfänglichen Mehrkosten sind oft weniger hoch als erwartet. Tatsächlich widerlegt eine aktuelle Studie die verbreitete Annahme, dass Ökostrom generell teurer sei – im Gegenteil können Unternehmen beim Wechsel zu nachhaltigen Energieanbietern sogar Geld sparen.
Für die Entscheidungsfindung empfiehlt sich ein differenzierter Blick auf die verschiedenen Materialoptionen und deren spezifische Kostenfaktoren. Biobasierte Kunststoffe etwa haben anfangs höhere Materialkosten, während recyceltes Papier oft preislich gleichwertig zu Neuware ist.
Langfristige Einsparungen
Die wahren wirtschaftlichen Vorteile nachhaltiger Verpackungen zeigen sich erst in der längerfristigen Betrachtung. Besonders relevante Einsparpotenziale sind:
Materialeinsparungen: Durch den Einsatz leichterer und effizienterer Verpackungsdesigns können Unternehmen ihren Rohstoffverbrauch deutlich senken. Die Lebensmittelbranche könnte dadurch bis zu 30% ihrer Verpackungskosten einsparen.
Reduzierte Transport- und Lagerkosten: Leichtere Verpackungsmaterialien senken Transportkosten, während platzsparende Designs die Lagerkosten reduzieren können. Dies ist besonders für die Logistikbranche relevant.
Weniger Entsorgungskosten: Nachhaltige Verpackungskonzepte führen zu weniger Abfall und damit niedrigeren Kosten für die Abfallbewirtschaftung. Darüber hinaus können wiederverwendbare Verpackungen den Bedarf an Neuanschaffungen erheblich verringern.
Geringere Produktschäden: Die Haltbarkeit und Festigkeit vieler nachhaltiger Verpackungsmaterialien kann die Häufigkeit von Produktschäden während des Transports verringern, was zu weniger Rücksendungen und damit verbundenen Kosten führt.
Energieeinsparungen: Recycling spart erhebliche Energiekosten bei der Produktion. Da Energiekosten zwischen 16 und 30% der Produktkosten ausmachen, führt ein geringerer Verbrauch direkt zu niedrigeren Herstellungskosten.
Beeindruckend ist auch die Ressourceneinsparung: Eine Tonne recyceltes Papier spart nicht nur 17 Bäume, sondern auch 1.400 Liter Öl, 4.000 Kilowatt Energie und über 26.000 Liter Wasser. Dies entspricht einer Energieeinsparung von 64% und einer Wassereinsparung von 58%.
Steuerliche Vorteile und Fördermittel
Neben direkten Einsparungen bieten nachhaltige Verpackungen auch steuerliche und finanzielle Anreize:
Steuerliche Vergünstigungen: Unternehmen, die in nachhaltige Praktiken und Technologien investieren, können von verschiedenen steuerlichen Anreizen profitieren. Dazu gehören Steuererleichterungen, beschleunigte Abschreibungen für energieeffiziente Anlagen und Zuschüsse für umweltfreundliche Investitionen.
EU-Plastiksteuer: Seit Januar 2021 erhebt die EU eine Steuer in Höhe von 0,80 €/kg für nicht recycelte Plastikverpackungen. Diese zusätzliche Abgabe macht nachhaltige Alternativen wirtschaftlich attraktiver und belastet herkömmliche Einwegkunststoffe zusätzlich.
Wettbewerbsvorteile: 83% der Verbraucher sind bereit, für nachhaltige Verpackungen mehr zu zahlen – im Durchschnitt sogar einen Aufpreis von 6,5%. Dies eröffnet Unternehmen die Möglichkeit, höhere Preise zu erzielen und gleichzeitig ihr Markenimage zu stärken.
Für eine erfolgreiche Umstellung empfiehlt sich ein strategischer Ansatz: Fokussieren Sie zunächst auf Bestseller mit hohem Volumen, binden Sie alle relevanten Abteilungen frühzeitig ein und definieren Sie klare Ziele. Die anfänglichen Investitionen in nachhaltige Verpackungskonzepte erscheinen dann nicht mehr als Kosten, sondern als das, was sie tatsächlich sind: eine lohnende Investition in die Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens.
Implementierungsstrategien für nachhaltige Verpackungen
Der Umstieg auf nachhaltige Verpackungen erfordert einen strukturierten Ansatz. Erfolgreiche Unternehmen setzen auf durchdachte Implementierungsstrategien, die weit über den blossen Materialwechsel hinausgehen. Ein ganzheitliches Konzept berücksichtigt dabei alle Unternehmensbereiche und Prozessschritte.
Bestandsaufnahme und Analyse
Am Anfang jeder erfolgreichen Umstellung steht eine gründliche Bestandsaufnahme. Unternehmen sollten zunächst ihre aktuelle Verpackungssituation analysieren und bewerten:
- Identifikation der Ist-Situation: Erfassen Sie alle verwendeten Verpackungsmaterialien, deren Mengen und genaue Zusammensetzung.
- Umweltauswirkungen bewerten: Analysieren Sie die Produkte und Verpackungen hinsichtlich CO₂-Fussabdruck, Ökobilanz und Gesamtkosten.
- Verbesserungspotenziale erkennen: Prüfen Sie, welche Materialien durch nachhaltigere Alternativen ersetzt werden können.
Besonders wichtig ist dabei die Frage, ob im Unternehmen bereits eine Umweltpolitik oder ein Nachhaltigkeitskonzept existiert, das auf die Verpackungen übertragen werden kann. Zudem sollten spezielle technische und organisatorische Anforderungen berücksichtigt werden.
Für eine effektive Analyse empfiehlt sich die Durchführung einer Materialitätsanalyse. Diese identifiziert und bewertet die wesentlichen Themen, die für das Unternehmen und seine Stakeholder relevant sind. Auf dieser Grundlage lassen sich dann konkrete, messbare Ziele definieren.
Schrittweise vs. vollständige Umstellung
Bei der Implementierung nachhaltiger Verpackungen stehen Unternehmen vor der Entscheidung zwischen schrittweiser und vollständiger Umstellung. Beide Ansätze haben ihre Berechtigung:
Schrittweise Umstellung: Die Mehrheit der Unternehmen bevorzugt einen graduellen Ansatz. Beispielsweise arbeitet die zur Mühlen Gruppe kontinuierlich an der schrittweisen Umstellung ihrer Produkte auf nachhaltige Verpackungen. Dieser Ansatz ermöglicht es, Erfahrungen zu sammeln und Prozesse anzupassen, ohne das gesamte Unternehmen zu überfordern.
Vollständige Umstellung: Eine radikale Umstellung kann zwar herausfordernd sein, bietet jedoch Vorteile bei der internen Kommunikation und Marktpositionierung. Allerdings betonen Experten: «Keine Handelskette der Welt kann ihr Angebot von heute auf morgen so umstellen, dass alle Verpackungen nachhaltig sind».
Ein pragmatischer Ansatz konzentriert sich zunächst auf Produkte, bei denen eine Umstellung verhältnismässig einfach ist, der zu erwartende Nutzen jedoch gross. Besonders wichtig ist dabei die Identifikation von «Quick Wins» – Massnahmen mit geringem Aufwand und hoher Wirkung.
Die Erfahrung zeigt: Die Umstellung auf nachhaltige Verpackungen erfordert Zeit. «Unter einem Jahr ist eine Verpackungsumstellung nicht zu schaffen», betonen Experten. Daher sollten Unternehmen realistische Zeitpläne erstellen und alle beteiligten Abteilungen von Anfang an einbeziehen.
Mitarbeiterschulung und Change Management
Der Erfolg einer nachhaltigen Verpackungsstrategie hängt entscheidend von der Einbindung aller Mitarbeiter ab. Ein effektives Change Management überwindet potenzielle Widerstände und fördert die Akzeptanz:
Unternehmensintern müssen eine einheitliche Strategie und klare Verantwortlichkeiten definiert werden. Jedem involvierten Geschäftsbereich muss deutlich sein, welche Rolle er beim Umstieg auf nachhaltige Verpackungen spielt.
Führungskräfte nehmen dabei eine Schlüsselposition ein. Sie können als Multiplikatoren auftreten und dem Thema Nachhaltigkeit Wichtigkeit verleihen. Allerdings funktioniert dies nur mit Rückendeckung aus dem Top-Management.
Folgende Abteilungen sollten unbedingt in den Prozess eingebunden werden:
- Produktmanagement
- Verpackungsproduktion und -entwicklung
- Produktion und Abfüllung
- Marktforschung und Entwicklung
- Marketing und Vertrieb
Besonders wichtig ist dabei der gegenseitige Input zwischen den Abteilungen, damit das Projekt ganzheitlich geplant werden kann. Durch Schulungen, Workshops und Webinare zu verschiedenen Aspekten nachhaltiger Verpackungen wird das notwendige Wissen im gesamten Unternehmen verankert.
Eine erfolgreiche Nachhaltigkeitsstrategie erfordert zudem die Integration von Nachhaltigkeit in die Unternehmensstruktur. Dies umfasst die Entwicklung und Implementierung von Nachhaltigkeitsrichtlinien und -standards sowie die Anpassung der Geschäftsprozesse zur Unterstützung der Nachhaltigkeitsziele.
Abschliessend sollte nach der Einführung neuer Verpackungen über einen längeren Zeitraum eine Erfolgsmessung erfolgen. Parameter wie Lizenzgebühren, Preisentwicklung und Umsatz geben Aufschluss über den Erfolg der Umstellung.
Nachhaltige Verpackung in der Logistik
In der modernen Logistik spielen Effizienz, Nachverfolgbarkeit und Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle. Nachhaltige Verpackungskonzepte bieten dabei nicht nur ökologische Vorteile, sondern steigern auch die Wettbewerbsfähigkeit durch Kosteneinsparungen und verbesserte Prozesse.
Transportverpackungen optimieren
Die Transportverpackung dient dem sicheren Transport von Produkten zu Vertriebs- und Verkaufsstellen – sowohl im stationären als auch im Online-Handel. Eine durchdachte Optimierung dieser Verpackungen kann erhebliche Ressourcen einsparen:
Materialeffizienz: Durch die Respezifikation von Verpackungsmaterialien lassen sich beachtliche Einsparpotenziale realisieren. Änderungen an Deckenbahnen, Wellenstrukturen und Veredelungen wirken sich direkt auf Materialverbrauch und Kosten aus.
Füllgradoptimierung: Eine häufig vernachlässigte Komponente ist die logistische Optimierung von Verpackungen hinsichtlich ihrer Füllgrade. Eine systematische Analyse der Kartongrössen und Palettenbeladung kann ineffiziente Füllgrade identifizieren und nicht genutztes Transportvolumen reduzieren. Durch optimierte Füllgrade können Unternehmen sowohl den Materialeinsatz als auch die Logistikkosten signifikant senken.
Packeffizienz: Eine gute Stapelbarkeit auf der Palette erhöht die Auslastung des LKW, wodurch die Packeffizienz beim Transport steigt. Dies zahlt sich beim Hin- und Rücktransport der Mehrweg-Behältnisse doppelt aus. Wer weniger Material einsetzt, benötigt zudem weniger Platz bei dessen Lagerung und gewinnt wertvollen Raum.
Besonders im E-Commerce bietet die richtige Verpackungsgrösse erhebliches Einsparpotential. Kunden sehen es nicht gerne, wenn ihre Produkte in übergrossen Paketen oder mit zu viel Füllmaterial geliefert werden. Durch Abstimmen der Verpackungsgrösse auf jeden Auftrag wird nicht nur der Wunsch nach Nachhaltigkeit erfüllt, sondern auch die Abmessungen und das Volumen verringert, wodurch sich der Bedarf an Verpackungsmaterial und die Versandkosten reduzieren.
Mehrwegsysteme in der Lieferkette
Mehrwegsysteme sind Verpackungen, die in ihrer Form unverändert zum mehrmaligen Gebrauch bestimmt sind. Diese können in Kreislaufprozessen organisiert oder Zug-um-Zug getauscht werden.
Arten von Mehrwegverpackungen:
- Mehrweg-Kunststoffbehälter: Robust, stapelbar und leicht zu reinigen
- Metallbehälter: Äusserst langlebig und widerstandsfähig
- Holzrahmen für Europaletten: Reduzieren Verpackungsabfall erheblich
- GS1 SMART-Box: Ermöglicht Nachverfolgbarkeit durch RFID- und Barcode-Technologien
Mehrwegkreisläufe bieten im Vergleich zu Einwegsystemen zahlreiche ökologische und wirtschaftliche Vorteile. Einer der bedeutendsten Vorteile ist die erhebliche Reduktion des CO2-Fussabdrucks. Durch die Nutzung von Mehrweg-Kunststoffbehältern beim Warentransport können bis zu 60 Prozent weniger CO2-Emissionen im Vergleich zu Einweg-Kartonbehältern entstehen.
Langlebige Mehrwegbehälter, die durchschnittlich bis zu 300 Transportzyklen durchlaufen können, reduzieren die Notwendigkeit für die Herstellung neuer Behälter erheblich. Allerdings ist die Effizienz eines Mehrwegsystems von verschiedenen Faktoren abhängig: Umlaufzahlen, Transportdistanzen und Packeffizienz. Bei Mehrweg-Systemen sind kurze Lieferwege besonders wichtig, da lange Transportwege wegen des zusätzlichen Rücktransportes doppelt nachteilig sind.
Für Unternehmen gibt es verschiedene Möglichkeiten, an Mehrwegsystemen teilzunehmen. Dazu gehören die Kooperation mit Pooling-Anbietern, die eigene Implementierung von Mehrwegsystemen sowie die Teilnahme an Rücknahme- und Recyclingsystemen.
Lagerung und Handling
Die richtige Lagerung und das Handling von Produkten sind entscheidend für die Effizienz der Logistikprozesse. Eine gut organisierte Lagerhaltung sorgt nicht nur für eine schnelle Kommissionierung, sondern auch für den Schutz der Waren.
Lagerinfrastruktur: Robuste und flexibel einsetzbare Lagerregale ermöglichen die sichere Verstauung auch schwerer und voluminöser Waren. Lagerboxen sorgen für eine geordnete und platzsparende Lagerung, was die Übersichtlichkeit verbessert und den Zugriff auf häufig genutzte Artikel erleichtert.
Transportgeräte und Packtische: Durch den Einsatz von Transportgeräten und Packtischen kann der Arbeitsablauf erheblich verbessert werden. Transportgeräte wie Hubwagen, Gabelstapler und Rollwagen ermöglichen es, selbst schwerste Lasten mit minimalem Kraftaufwand zu bewegen und tragen zur Unfallvermeidung bei.
Automatisierung: Die Integration von Automatisierung in den Verpackungsprozess ist der Schlüssel zur Nutzung nachhaltiger Vorteile in einem Logistikbetrieb. Die Bandbreite reicht von halbautomatischen Packplätzen bis zu vollautomatischen Verpackungslinien. Vollautomatisierte Verpackungslösungen können integrierte Wiege- oder Dimensionierungssysteme, passgenaue Kartonanfertigung und Systeme für speditions-spezifische Etikettierungen beinhalten.
Die Umstellung auf nachhaltige Lager- und Handlinglösungen bietet neben der Verbesserung der Effizienz und Sicherheit auch die Möglichkeit, Betriebsabläufe nachhaltiger zu gestalten. Umweltfreundliche Verpackungen und Materialien tragen dazu bei, den ökologischen Fussabdruck zu reduzieren, ohne die Funktionalität oder Sicherheit zu beeinträchtigen.
Beim Aufbau eines Systems für Mehrwegverpackungen entscheiden die Geschäftsbeziehungen zwischen den Marktteilnehmern über den Grad an Komplexität und die am besten geeigneten Lösungsansätze. Während im B2C-Bereich grössere Puffer für möglicherweise höhere Verlustraten eingeplant werden müssen, sind im B2B-Bereich präzisere Planung, Steuerung und Nachverfolgung möglich und notwendig.
E-Commerce und nachhaltige Verpackungslösungen
Der boomende Online-Handel stellt besondere Anforderungen an Verpackungen: Sie müssen werben, schützen und gleichzeitig zu einem umweltfreundlichen Versand beitragen. Die Optimierung von Verpackungslösungen für den E-Commerce ist daher eine zentrale Herausforderung für zukunftsorientierte Unternehmen.
Besondere Herausforderungen im Online-Handel
Im E-Commerce muss die Verpackung verschiedene, teils widersprüchliche Anforderungen erfüllen. Zunächst steht der Schutz des Produkts an erster Stelle – unabhängig von komplexen Lieferketten. Selbst empfindliche Produkte wie Pflanzen oder Glaswaren müssen sicher beim Kunden ankommen.
Eine weitere Herausforderung sind die wachsenden Kundenerwartungen. Laut einer Umfrage wünschen sich 75% der Besteller von Fashionartikeln weniger und umweltfreundlichere Verpackungen. Darüber hinaus erwarten 47% aller Kunden recycelbare Verpackungsmaterialien. Kunden reagieren besonders negativ, wenn Produkte in überdimensionalen Paketen mit unnötigem Füllmaterial geliefert werden.
Die Retouren-Problematik stellt eine zusätzliche Komplexität dar. Verpackungen sollten idealerweise so gestaltet sein, dass Produkte bei Bedarf in derselben Verpackung zurückgeschickt werden können, ohne Schäden und ohne Kompromisse. Dies reduziert nicht nur den Verpackungsmüll, sondern vereinfacht auch den gesamten Rücksendeprozess.
Innovative Versandverpackungen
Angesichts dieser Herausforderungen entwickeln Unternehmen zunehmend kreative Lösungen. Besonders vielversprechend sind folgende Innovationen:
Grössenoptimierte Verpackungen: Flexible Kartons vermeiden überflüssige Leerräume und reduzieren den Bedarf an Füllmaterial. «Box on demand»-Lösungen liefern Endloswellpappe, die je nach Auftragsvolumen passgenau zugeschnitten werden kann. Dies spart nicht nur Material, sondern auch Versandkosten durch geringeres Gewicht und Volumen.
Intelligente Funktionalitäten: Moderne E-Commerce-Verpackungen bieten praktische Features wie:
- Selbstklebeverschlüsse für schnelles Handling
- Aufreissfäden für einfaches Öffnen
- Retoureverschlüsse für problemlose Rücksendungen
- Vorrichtungen für Versanddokumente
Mehrwegsysteme: Eine besonders nachhaltige Alternative zu Einwegverpackungen sind Mehrwegverpackungen. Diese können nach der Lieferung zurückgeschickt und erneut verwendet werden. Dadurch wird der Verpackungsmüll erheblich reduziert und der Ressourcenverbrauch gesenkt. Beispiele sind die «Kickbag» der Schweizerischen Post, eine Mehrwegverpackung aus recyceltem PET und Kunststoff, oder wiederverwendbare Polsterkissen von Karopack.
Materialinnovationen: Die Entwicklung neuer Materialien schreitet voran. Neben recycelten Kartons kommen zunehmend Verpackungen aus Pilzmyzel, Algen, alten PET-Flaschen oder Agrarabfällen wie Maisstärke zum Einsatz. Als Ersatz für Styropor- oder Schaumstoffpolster eignen sich Luftpolsterfolien oder Füllstoffe aus Recyclingpapier.
Kundenkommunikation zur Nachhaltigkeit
Die beste nachhaltige Verpackungslösung ist wirkungslos, wenn sie nicht richtig kommuniziert wird. Tatsächlich zeigt sich: Obwohl Nachhaltigkeit in aller Munde ist, ist die Bereitschaft der Kunden, dafür einen Aufpreis zu zahlen, nicht automatisch gegeben. Daher ist es entscheidend, nachhaltige Verpackungsinitiativen durch entsprechende Kommunikationsmassnahmen zu begleiten.
Transparenz bildet das Fundament erfolgreicher Nachhaltigkeitskommunikation. Unternehmen sollten offen über ihre Ziele, Massnahmen und Fortschritte berichten. Dies schafft Vertrauen und verdeutlicht das ehrliche Engagement für Umweltschutz.
Wenn Unternehmen auf Wiederverwendung von Verpackungsmaterial setzen, ist dies für Kunden nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Hier empfiehlt sich eine klare Kennzeichnung und Information, etwa durch Aufdrucke oder Beilagen.
Besonders wichtig: Vermeiden Sie «Greenwashing» – also ein oberflächliches ökologisches Image ohne effektive Massnahmen. Wer langfristig überzeugen will, braucht nicht nur nachhaltige Produkte, sondern auch eine tatsächlich umweltverträgliche Lieferung und Verpackung.
Mit einer durchdachten Kommunikationsstrategie lassen sich bei der Zielgruppe nicht nur Awareness für Nachhaltigkeit entwickeln, sondern gleichzeitig auch die Kundenbindung stärken. Dies macht die Investition in nachhaltige Verpackungslösungen zu einem doppelten Gewinn für zukunftsorientierte E-Commerce-Unternehmen.
Erfolgreiche Unternehmensbeispiele
Immer mehr Unternehmen beweisen durch innovative Ansätze, dass nachhaltige Verpackung nicht nur eine Umweltnotwendigkeit ist, sondern auch wirtschaftliche Vorteile bietet. Ein Blick auf die erfolgreichen Pioniere liefert wertvolle Erkenntnisse für die eigene Umstellung.
Mittelständische Vorreiter
Die Klingele Paper & Packaging Group demonstriert eindrucksvoll, wie Nachhaltigkeit und Wachstum als Grundlage für eine erfolgreiche internationale Geschäftsstrategie dienen können. Das mittelständische Familienunternehmen aus Remshalden hat Nachhaltigkeit zum Kern aller Unternehmenshandlungen gemacht und investiert gleichzeitig in Zukunftsmärkte wie Afrika und Südamerika. „In einer Welt, die von ständigem Wandel geprägt ist, erkennen wir eine entscheidende Verbindung zwischen dem Wohl unserer Mitarbeiter:innen, den Bedürfnissen der Gesellschaft und dem Erhalt unseres Planeten», erklärt Dr. Jan Klingele, geschäftsführender Gesellschafter.
Ein weiterer Vorreiter ist die Linder GmbH aus Buchholz in der Nordheide, die seit 2018 ausschliesslich recycelte PET-Flaschen für ihre Umreifungsbänder verwendet. Durch diesen Sekundärprozess spart das Unternehmen jährlich 17.500 Tonnen CO₂-Emissionen ein.
Konzernlösungen
Grosse Unternehmen entwickeln zunehmend umfassende Strategien für nachhaltige Verpackungen. H&M verfolgt beispielsweise das Ziel, bis 2040 vollständig nachhaltig zu werden und hat bereits Plastikverpackungen durch recyceltes Papier ersetzt.
Bemerkenswert ist ausserdem die 3C-Verpackungsstrategie von Dell, die auf drei Säulen basiert: Cube (Grösse und Form), Content (Materialien) und Curb (Wiederverwertbarkeit). Diese strukturierte Herangehensweise ermöglicht es dem Konzern, systematisch nachhaltiger zu werden.
Coca-Cola setzt mit seiner reduzierten Kartonverpackung für Multipack-Dosen ein deutliches Zeichen. Country General Manager Herbert Bauer gibt konkrete Einblicke, wie Nachhaltigkeit im Unternehmen gelebt wird und spricht über Pfand- und Mehrwegsysteme.
Branchenübergreifende Best Practices
Die Kosmetikbranche zeigt innovative Lösungen: Lush verkauft 35% seiner Produkte komplett unverpackt und verwendet für die restlichen Artikel ausschliesslich recycelte Materialien. Das Unternehmen Dermasence nutzt eine klimaneutral hergestellte Luftpolsterfolie, die zu 53% aus Recyclingmaterial besteht und durch optimierte Anordnung der Luftpolster 25% weniger Material benötigt.
Im Lebensmittelbereich hat Carlsberg einen speziellen Klebstoff entwickelt, mit dem Sixpacks zusammengehalten werden – eine Alternative zu umweltschädlichen Plastikringen.
Die NextGenPaper GmbH hat ein innovatives Multibarriere-Papier entwickelt, das aus baum- oder entwaldungsfreien Rohstoffen besteht und mit einem patentierten, wasserbasierten Dispersionslack beschichtet wird. Diese Beschichtung verleiht dem Papier kunststoffähnliche Barriereeigenschaften, während es vollständig im bestehenden Altpapierkreislauf recycelbar bleibt.
Wettbewerbsvorteile durch nachhaltige Verpackung
Nachhaltige Verpackungen sind längst nicht mehr nur eine Umweltinitiative – sie eröffnen Unternehmen konkrete Wettbewerbsvorteile. Der Wandel weg von herkömmlichen hin zu umweltfreundlichen Verpackungslösungen bietet zahlreiche strategische Chancen.
Markenimage und Kundenbindung
Das Verbraucherverhalten hat sich fundamental verändert: Rund 70% der Konsumenten bezeichnen sich laut dem „Global Buying Green Report 2022″ als umweltbewusst. Bemerkenswert dabei: 68% haben sich in einem Zeitraum von sechs Monaten für ein Produkt entschieden, weil dessen Nachhaltigkeitsbilanz sie überzeugt hat.
Verpackungen spielen eine zentrale Rolle bei der Wahrnehmung einer Marke. Ein durchdachtes Verpackungsdesign stärkt nachweislich das Markenimage, gewinnt das Vertrauen der Kunden und beeinflusst deren Qualitätswahrnehmung. Unternehmen, die auf nachhaltige Verpackungen setzen, signalisieren ihrer Kundschaft, dass ihnen Umweltschutz wichtig ist – dies verbessert nicht nur das Markenimage, sondern erhöht gleichzeitig die Kundenbindung.
Besonders interessant: 86% der Verbraucher wären bereit, für nachhaltige Verpackungen mehr zu bezahlen. Diese Bereitschaft eröffnet Unternehmen die Möglichkeit, höhere Preise zu erzielen und dennoch wettbewerbsfähig zu bleiben.
Kosteneffizienz durch Ressourcenschonung
Nachhaltige Verpackungskonzepte führen häufig zu beachtlichen wirtschaftlichen Vorteilen. Obwohl die Anfangsinvestition höher erscheinen mag, zeigen Praxisbeispiele eindrucksvolle Einsparungen: Ein Medizintechnikunternehmen konnte durch optimierte Transportverpackungen die Kapazität von 600 auf 1400 Geräte pro Palette steigern und dadurch die transatlantischen Frachtkosten um 57% senken.
Weitere Kostensenkungspotenziale entstehen durch:
- Reduzierte Abfallgebühren durch weniger Verpackungsmaterial
- Geringeren Materialeinsatz bei effizienterem Design
- Energieeinsparungen durch Einsatz von Recyclingmaterialien
Die Erfahrung zeigt: Mehrwegsysteme sind langfristig oft günstiger als Einwegverpackungen. Zusätzlich bieten recycelbare Verpackungen wie der «FlexiBag Reinforced» sowohl Kosteneffizienz als auch vollständige Recycelbarkeit.
Zukunftssicherheit durch frühzeitige Anpassung
Unternehmen, die jetzt auf nachhaltige Verpackungslösungen umstellen, sichern sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Die frühzeitige Anpassung an die kommenden regulatorischen Anforderungen minimiert das Risiko kostspieliger Umstellungen in der Zukunft.
Durch die Implementierung der PPWR werden tiefgreifende Veränderungen für die gesamte Verpackungsindustrie erwartet. Schweizer Unternehmen müssen beispielsweise ihre Verpackungsstrategien frühzeitig anpassen, um weiterhin den europäischen Markt bedienen zu können.
Der Einsatz neuer Materialien und innovativer Verpackungslösungen bietet langfristige Wettbewerbsvorteile. Zudem ergeben sich neue Möglichkeiten: Durch moderne, digital unterstützte Kennzeichnungssysteme kann die Transparenz in der gesamten Wertschöpfungskette erhöht werden.
Wer als Unternehmen frühzeitig auf Nachhaltigkeit setzt, hat nicht nur rechtliche Sicherheit, sondern kann sich ausserdem als Vorreiter für umweltfreundliche Verpackungen positionieren. Dadurch entsteht neben der Erfüllung regulatorischer Anforderungen ein echter Mehrwert für die eigene Marke und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.
Fazit
Nachhaltige Verpackungen entwickeln sich zweifellos zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor der kommenden Jahre. Die neue EU-Verpackungsverordnung macht deutlich: Unternehmen müssen ihre Verpackungsstrategien grundlegend überdenken.
Erfolgreiche Beispiele aus der Praxis zeigen, dass nachhaltige Verpackungslösungen nicht nur die Umwelt schonen, sondern auch wirtschaftliche Vorteile bieten. Materialeffizienz, optimierte Logistikprozesse und innovative Mehrwegsysteme sparen Kosten. Gleichzeitig steigt die Bereitschaft der Verbraucher, für umweltfreundliche Verpackungen mehr zu zahlen.
Letztendlich geht es darum, den Übergang zu nachhaltigen Verpackungen als strategische Chance zu begreifen. Unternehmen, die jetzt handeln, sichern sich Wettbewerbsvorteile und vermeiden teure Anpassungen in der Zukunft. Die Zeit drängt – schliesslich bleiben bis zum Inkrafttreten der neuen Verordnung nur noch wenige Monate.
Der Weg zu nachhaltigen Verpackungen erfordert zwar anfängliche Investitionen und sorgfältige Planung. Die langfristigen Vorteile – von Kosteneinsparungen über Imagegewinne bis hin zur Zukunftssicherheit – überwiegen jedoch deutlich. Zusammenfassend lässt sich sagen: Nachhaltige Verpackung ist nicht länger optional, sondern unverzichtbar für zukunftsorientierte Unternehmen.